Irgendwas mit Musik
Mein kleines Heimstudio mit 30" Display

Irgendwas mit Musik

Seit meiner frühen Kindheit mache ich Musik. Ursprünglich ist das Klavier mein bevorzugtes Instrument – zumindest behersche ich dieses annehmbar gut. Dennoch bin ich ein großer Fan elektronischer Musik. In den früheren Jahren habe ich musikalisch nicht viel öffentlich gemacht. Das Jahr 2020 stellt hier einen Neubegin dar, denn ich habe beschlossen, der Musik wieder mehr Raum in meinem Leben geben. Den Auftakt macht mein am 16. Mai veröffentlichtes Mini-Album „Mixed realities“

Bevor ich viel allgemeines zu meiner musikalischen Schaffensphase berichte (das folgt dann weiter unten), möchte ich einige interessante Hintergrundinformationen zum ersten Album loswerden:

Das Album

„Mixed realities“ beinhaltet drei Songs, die ich als erste experimente für meinen musikalischen Neueinstieg betrachte. Durchaus mit qualitativem Anspruch, jedoch in ihrer Ausführung weniger Zielgerichtet. Soft- und Hardware wollen erstmal warmgespielt werden und die persönliche Lernkurve möchte erklommen werden. Das Album ist primär von den Klängen und dem Stil der 1980er Jahre geprägt. Ich habe mich an den klassischen Synthesizern orientiert und dabei auch die Heimcomputer-Ära (Commodore 64, Amiga) mit einbezogen. Aufgegriffen habe ich Elemente bekannter Bands und Künstler dieser Zeit, zum Beilspiel Jean-Michel Jarre und Vangelis, aber auch die Pet Shop Boys und Künstler aus dem Bereich des Italo-Disco Genres. Ich wollte den Stil jedoch nicht einfach kopieren, sondern ihm meine persönliche Note verleihen und moderne Elemente mit einbeziehen.

Titel 1: Escape Reality

„Escape Reality“ ist chronoligisch der letzte Titel den ich für dieses Album produziert habe. Hier habe ich zum ersten mal Gesangsstimmen verwendet. Ursprünglich war auch dieser Titel rein instrumental angelegt. Die Idee einen Songtext zu schreiben und diesen selbst einzusingen kam erst später (vielen Dank an meine inspirierende Frau). Wir haben beide keinerlei Gesangsausbindung oder Erfahrung, daher war es ein Wagnis. Aber wir sind ja mutig! (oder Tollkühn, je nach Sichtweise).
Die Grundidee des Klangraumes lag in der Italo-Disco Phase der 1980er Jahre. Gleichförmige Perkussion, synthetische Instrumente und typische Klangeffekte des Synthwave prägen dieses Song. Die Lead-Stimme soll stilistisch ein klein Wenig in Richtung Pet Shop Boys gehen – ist aber nicht ganz gelungen.

Der Text hat einen persönlichen Hintergrund. Es geht um den Unterschied zwischen positiver oder negativer Sichtweise auf das Leben. Wir haben hier Elemente aus meinem 2014 veröffentlichten Buch (siehe hier) aufgegriffen. Der Text stammt primär von meiner Partnerin, sie hat dafür einfach ein besseres Händchen als ich.

Titel 2: Expectations

Chronologisch war dies der erste Song den ich bei meinem Neueinstieg produziert habe. Grundlage für diesen Song war die Idee, einfache klassische Synthesizer im sphärischen Stil von Jean-Michel Jarre und der reduzierten Klangwelt von Kraftwerk zu verschmelzen. Dazu dann eine Briese modernem Touch. Der Song besitzt eine sehr breite Atmosphäre, schwebt relativ ruhig über das Ohr und überrascht subtil mit einer ungewöhnlichen Perkussion. Hier war der Zufall Teil der Kreation, denn aufgrund eines Softwarefehlers der von mir zu begin eingesetzten Arbeitsumgebung, vielen einige Noten quasi „hinten runter“. Was mich zunächst an den Rand der Verzweiflung brachte stellte sich als interessantes Stilmittel heraus. Dadurch besitzt dieses Song einen ganz einmaligen Charakter. Dennoch entschied ich mich anschließend zu einer üppigen Budgetaufstockung hinsichtlich Hard- und Software. Zufälle können großartiges bewirken, doch ohne jegliche Kontrolle fällt es eher schwer präzise zu arbeiten.

Titel 3: Retroscener 2020

Chronologisch in der Mitte produziert spielt dieser Titel eine Sonderrolle. Hier ist der Begriff „Synthetisch“ nochmals anders zu bewerten, denn die Synthesizer spiegeln den Klang der Homecomputer der 1980er Jahre wieder. Ich wurde ab 1982 durch den Klang des Commodore 64 geprägt. Der verbaute SID-Chip war für damalige Verhältnisse „ein richtiges Brett“. die Möglichkeiten der verschiedenen Oszilatoren, Hüllkurven und der drei Kanäle boten viel Raum für Experimente. In den späteren 1980er Jahren kam dann der Commodore Amiga hinzu, welcher bereits in der Lage war, digitalisierte Klänge (Samples) zu nutzen und mit klassischen Chip-Sound zu verheiraten. In dieser Zeit begann auch eine Szene zu wachen die heute als „Demoszene“ bekannt ist und inzwischen auch ein Anwärter auf das UNESCO Weltkulturerbe ist. Der Song ist dementsprechend ausgerichtet. Perkussiv habe ich zwar ein „echtes“ Schlagzeug verwendet, ebenso unterstützt ein 80er Synthesizer das Gesamtbild. Die führenden Elemente werden jedoch von C64 SID-Sounds bestimmt. Dazu kommt ein E-Gitarren Sample aus der in Amiga-Kennerkreisen bekannten ST-XX Samplepack-Reihe der frühen 1990er.


Was ich sonst noch zu erzählen habe

Ich habe mit dem Musik produzieren nach langer Pause weider angefangen und mir vorgenommen, dieses Hobby weiter auszubauen. Ich habe die Musik über viele Jahre sehr vernachlässigt. Neben synthetischer Musik möchte ich auch instrumentale und orchestrale Musik komponieren. Da mir das Klavier als Instrument am nächsten liegt werden sicher auch viele Klavierstücke dazukommen. In den letzten 25 Jahren habe ich einige interessante Ideen gehabt und aufgezeichnet. Das ein oder andere Stück wird daraus sicher entstehen. Ich bin musikalisch sehr flexibel und kann durchaus nach einem Synthesizer-Stück einen rockigen E-Gittarren-Sound verkraften, anschließend ein klassisches Konzert hören und dann genussvoll einen persönlichen Rave veranstalten. Musik ist vielseitig, da wird es mir nicht langweilig. Musik ist zudem die Sprache meiner Seele, und die hat durchaus etwas zu berichten. Die Freude an der Sache steht für mich im Vordergrund. Mit etwas Glück erfreut sich auch eine kleine Fangemeinde an meiner Musik. Alles kann, nichts muss. Ich muss von der Musik nicht leben, freue mich aber wenn ich mir ggf. etwas dazuverdienen kann.

Werde ich kommerziell?

Für mich bedeutet kommerzielle Musik immer auch Einschränkungen. Als Musiker ist man gezwungen gefällige Musik zu produzieren, der Zuhörer ist gezwungen dafür zu zahlen. Beides ist für Berufsmusiker zu tolerieren. Solange ich aber die Freiheit habe möchte ich mich weder einengen lassen noch andere zu irgendetwas nötigen. Die Frage: „Warum verlangst du dann Geld für deine Musik, ist das kein widerspruch?“, mag hier berechtigt sein, ist aber kein Widerspruch. Musik die ich auf der Plattform bandcamp.com veröffentliche kann jeder kostenfrei streamen (auf der Webseite oder mit der App). Meine Musik ist somit frei zugänglich. Wen mich unterstützen möchte kann gegen einen kleinen Betrag die Musik in bester Qualität (auch verlustfrei als WAV oder FLAC) herunterladen und abspielen wo er möchte. Die PReise setze ich dabei sehr nidrig an. Wer kaufen möchte kann aber selbst entscheiden, mehr zu geben. Das sehe ich als Faires Geschäft und ich freue mich natürlich über jegliche Wertschätzung. Ich wäre aber auch keinem böse wenn er es nur kostenlos streamt oder nur den Mindestpreis zahlt. Beide Seiten haben hier viele Freiheiten ohne Zwang und zu fairen Bedingungen. Das ist aus meiner Sicht nicht das klassische kommerzielle Modell, daher finde ich es gut.

Wie kann man mich unterstützen?

Ich freue mich natürlich – wie eigentlich jeder andere – über Unterstützung. Wer meine Musik kauft, tut dies bereits. Wer meine Musik in den sozialen Medien teilt und darüber schreibt oder spricht, hilft mir ebenfalls. Dankbar bin ich auch über jedwede Form konstruktiver Kritik. Derzeit nehme ich an keinen anderen Plattformen zur Unterstützung teil. Möglicherweise geschieht dies in Zukunft via Patreon oder Crowdfunding. Allerdings ist das nur ein fernes Gedankenspielt, denn derzeit plane ich nichts konkret großes, sondern werde mit dem was ich habe arbeiten. Wer ebenfalls Musik macht und eine Idee für ein gemeinsames Projekt hat, darf mich gerne kontaktieren. Ich bin hierfür immer offen. Wer mir Equipment spenden möchte das er über hat, der hätte in jedem Fall meine Aufmerksamkeit. Allerdings braucht man ja nicht immer alles, ich bin kein Sammler. Wer zufällig ein Yamaha DX7 oder gar ein DX-1, einen original Minimoog oder ein Roland D50 über hat das er mir unbedingt aufdrängen möchte, dann jederzeit gerne – man muss ja auch Träume haben dürfen!

Wie ich arbeite

Ich arbeite primär mit den Händen, gelegentlich setze ich den Kopf mit ein. Letzteres ist besonders praktisch da sich dort meine Ohren befinden… aber Spaß beiseite!
Wie heutzutage gängig arbeite ich mit einer DAW (Digital Audio Workstation) an einem leistungsstarken PC. Ich bevorzuge die Software Cubase von Steinberg, damit komme ich sehr gut zurecht. Ein großteil der Klänge kommt ebenfalls aus dem Computer in Form von VST-Geräten (das sind softwarebasierte Klangerzeuger oder Effekte). Ich nehme aber auch den Ton von meinen beiden externen Geräten ab; zum Einen ein Yamaha CP300 Stagepiano, sowie ein Yamaha PSR-4000 (letzteres aus Mitte der 1990er Jahren). Das Stagepiano verwende ich ebenfalls als MIDI-Eingabegerät um die Instrumente in meiner DAW zu steuern. Für die perkussiven Elemente nutze ich einen AKAI MPD218. Für umfassendere Kontrolle bestimmter Syntesizer und modellierter Instrumente nutze ich zudem ein kleines ROLI Seaboard – interessantes Gerät. Stimmaufnamen werden meist mit einem RODE NT1a Großmembran-Mikrofon aufgezeichnen, in Kombinantion mit weiteren Mikros. Das Ganze wird dann über ein Audiointerface (Focusrite Scarlett 2i2 3rd Gen) auf meine Studiomonitore (Adam Audio T5V) oder meine Kopfhörer (Beyerdynamic DT880Pro) widergegeben.

Mein Abhörraum ist übrigends das perfekte Beispiel für einen unpassenden Raum. Klein, niedrige Decke, ungünstiger Standort der Monitore, tödliche Raummoden, keine Chance für umfassende Optimierung durch Absorber und Diffusoren. Also quasi genau das, was man nicht braucht. Hier besteht die Kunst im bewussten Umgang mit den Problemen und der kontinuierlichen erweiterung der persönlichen Frustrationsgrenze!

Abschließende Worte

Ich hoffe in Zukunft insofern gute Musik zu produzieren, dass einige von euch da draußen beim anhören wenigstens so viel Freude haben, wie ich beim produzieren hatte. Auch wenn ich in der Theorie bereits sehr viel Wissen rund um Technik und Musik besitze, so habe ich doch noch die steile Lernkurve der Praxis zu erklimmen. Wie viele Themenbereiche, so ist auch die Tontechnik, das Komponieren, der gesamte Prozess von Idee über Einspielen, Mischen und Mastering bis hin zum Weg eines Ausgabemediums, in erster Linie eines: „Kompliziert“! Daher wünsche ich allen in dieser Branche aktiven, sowohl den Musikerinnen und Musikern, allen Beteiligten in den Studios, den Spinnern wie mich die versuchen Zuhause den Klang der Abbey Road Studios zu reproduzieren, einfach allen, dass deren Arbeit entsprechend gewürdigt wird. Denn kaum ein „Uneingeweihter“ wird jemals verstehen, warum man Budget und Equipment für hunderttausende Euro verwendet, um am Ende ein MP3 für 99 cent verkaufen zu können. Letzteres versteht auch der Profi nicht wirklich – aber das ist ein anderes Thema.

Musik ist vor allem eines: KUNST!

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